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Die rotierende Zylinderelektrode (RCE) ist eine Technik, die in der Korrosionsforschung eingesetzt wird, um in einer Laborumgebung eine turbulente Strömung zu simulieren, die normalerweise dann auftritt, wenn Flüssigkeiten durch Rohrleitungen transportiert werden.

Die Korrosion der Innenwände von Rohrleitungen entsteht durch die elektrochemische Wechselwirkung zwischen dem Rohrmaterial und den Flüssigkeiten, die durch die Rohre fließen. Die Korrosion der Rohre wird durch die turbulente Strömung in den Rohrleitungen erheblich verstärkt.

Die rotierende Zylinderelektrode (RCE) wird verwendet, um in einer Laborumgebung eine turbulente Strömung an der Oberfläche einer Probe zu erzeugen und dadurch die Strömungsbedingungen in einem Rohr zu simulieren. Mit anderen Worten, die turbulente Strömung einer Flüssigkeit mit bekanntem Durchfluss durch eine Rohrleitung mit gegebenem Innendurchmesser und ihre Auswirkungen auf die Materialoberfläche können in einer Laborumgebung reproduziert werden, indem eine RCE mit einer bestimmten Zylindergröße (aus demselben Material wie das Rohr) verwendet wird, die sich mit einer genau definierten Rotationsgeschwindigkeit dreht.

Daher besteht eine der Hauptanwendungen der RCE darin, die Wirksamkeit von Korrosionsinhibitoren und die Korrosionsanfälligkeit von Rohrmaterialien in einfachen und schnellen elektrochemischen Experimenten zu testen, welche die Strömungsbedingungen im Rohr simulieren.

Experimente, die eine RCE beinhalten, werden durch die Norm ASTM G185 [1] geregelt.

In dieser Application Note wurde die RCE mit einer Zylinderprobe aus Kohlenstoffstahl 1018 unter Verwendung der Messtechnik “Lineare Polarisation” (LP) verwendet. Es wurden zwei LP-Experimente durchgeführt, ein Experiment ohne Korrosionsinhibitor, das andere mit einem dem Elektrolyten zugesetzten Korrosionsinhibitor.

Rotierende Zylinderelektrode mit Metalleinsatz, O-Ringe aus Viton (schwarz) und PEEK-Halter.
Abbildung 1 Rotierende Zylinderelektrode mit Metalleinsatz, O-Ringe aus Viton (schwarz) und PEEK-Halter.

Für das Experiment wurden Geräte von Metrohm Autolab eingesetzt: ein PGSTAT302N, mit angeschlossener Motorsteuerung und Rotator sowie einer rotierenden Zylinderelektrode (RCE).

Für die RCE von Metrohm Autolab wurde ein Probenzylinder mit einem Außendurchmesser von 12 mm eingesetzt, der in einem PEEK-Halter mit O-Ringen aus Viton befestigt ist. Die RCE ist in Abbildung 1 dargestellt.

Im Allgemeinen wird bei einer RCE eine turbulente Strömung ab einer Reynoldszahl Re  > 200 erreicht.

Bei einem Außendurchmesser des Zylinders von 12 mm wird eine turbulente Strömung bereits bei 100 U/min erreicht [2].

Das Material des zylindrischen RCE-Einsatzes bestand aus Kohlenstoffstahl (Dichte 𝜌 = 7,87 g cm−3; Äquivalentgewicht EW = 27,93).

Die elektrochemische Zelle wurde mit einer Ag/AgCl-Bezugselektrode (3 mol/L KCl) und zwei symmetrisch angeordneten Edelstahlstiften als Gegenelektroden komplettiert.

Als Elektrolyt wurde eine wässrige Lösung aus 0,5 mol/L HCl und 0,5 mol/L NaCl eingesetzt.

Zusätzlich wurde eine weitere Elektrolytlösung aus 0,5 mol/L HCl und 0,5 mol/L NaCl hergestellt, die zudem 4 mL Inhibitorlösung enthielt, bestehend aus Ethanol und 1000 ppm (0,78 mol/L) Tryptamin.

Die RCE-Elektrode wurde mit 500 U/min gedreht, was einer Fließgeschwindigkeit von 𝑣RCE = 82,3 cm s−1 (2,7 ft s−1) in einem Rohr mit Schedule 40 und einem Innendurchmesser von 30,32 cm (12′′) entspricht.

Vor den Experimenten wurden die Proben zur Stabilisierung über Nacht in dem Elektrolyten ohne Inhibitor gelagert.

Nach der Aufzeichnung des Leerlaufpotentials (OCP) für fünf Minuten wurden LP-Messungen von -20 mV und +20 mV gegen OCP mit einer Scanrate von 1 mV s−1 durchgeführt. Bei Korrosionsvorgängen wird das OCP auch als Korrosionspotential, Ecorr, bezeichnet.

Alle Daten wurden mit der NOVA-Software aufgezeichnet und analysiert.

Alle Potentiale wurden gegen das Potentiale der Referenzelektrode aufgezeichnet, d. h. gegen Ag/AgCl 3 mol/L KCl.

Die Experimente wurden bei Raumtemperatur durchgeführt.

 

Das gemessene Korrosionspotential Ecorr (V) betrug im Falle des Elektrolyten ohne Inhibitor Ecorr = -0,479 V und im Falle des Elektrolyten mit Inhibitor Ecorr = -0,392 V.

In Abbildung 2 ist das Voltammogramm mit den Messkurven aus den Experimenten der linearen Polarisation (LP) dargestellt. Die blauen Messdaten wurden im Elektrolyten ohne Inhibitor gemessen, die roten Messdaten im Elektrolyten mit dem zugesetzten Inhibitor.

Abbildung 2. Die Messkurven aus den Experimenten der linearen Polarisationen. Die blauen Daten entsprechen den Messungen im Elektrolyten ohne Inhibitor, die roten Daten den Messungen im Elektrolyten mit Inhibitor.

Abbildung 2 zeigt, dass die Daten mit dem Inhibitor im Vergleich zu den Daten ohne Inhibitor auf der rechten Seite der Grafik erscheinen. Das bedeutet, dass im Fall des Elektrolyten mit Inhibitor die gleichen Stromwerte bei einem höheren (edleren) Potential auftreten als beim Elektrolyten ohne Inhibitor.

Bei LP-Messungen kann der Kehrwert der Steigung der i vs. E-Kurve im nahen Bereich von Ecorr zur Schätzung des Polarisationswiderstands (Rp , Ω) verwendet werden.

Wenn der Inhibitor dem System hinzugefügt wird, ist eine Abnahme der Steigung zu beobachten, was darauf hinweist, dass Rp zugenommen hat.

Eine lineare Regression um Ecorr (hier nicht gezeigt) wurde für die Berechnung von Rp verwendet. Im Fall der LP-Messungen ohne Inhibitor wurde ein Wert von Rp = 42,62 𝛺 ermittelt. In Anwesenheit des Inhibitors ergibt sich ein Wert von Rp = 135,96 𝛺.

In Abbildung 3 ist das Tafel-Diagramm mit den beiden Messkurven dargestellt.

Abbildung 3. Das Tafel-Diagramm mit den Messkurven im Elektrolyten ohne Inhibitor (blau) und mit Inhibitor (rot).

Hier kann Ecorr leicht bestimmt werden, es entspricht dem Potentialwert, bei dem der Strom auf Null abfällt, also der Position der negativen Spitze der log(i) vs. E-Kurve.

Die Datenanalyse wurde weiter fortgeführt und zusätzliche Korrosionsparameter mittels Korrosionsanalyse berechnet durch Ausführen des Befehls “Corrosion rate analysis” in der NOVA-Software.

Der berechnete Polarisationswiderstand für die Probe im Elektrolyten ohne Inhibitor betrug Rp = 43,32 𝛺 und für die Probe im Elektrolyten mit Inhibitor Rp = 136,39 𝛺. Die Ergebnisse waren ähnlich wie die zuvor diskutierten Ergebnisse, die anhand der linearen Regression der LP-Messungen erhalten wurden. In Tabelle 1 werden die Ergebnisse der linearen Regression und der Korrosionsanalyse mit und ohne Inhibitor verglichen. Die Werte der Korrosionsraten sind ebenfalls aufgeführt

Tabelle 1. Ergebnisse der linearen Regression der LP und der Korrosionsanalyse aus den Experimenten mit und ohne Inhibitor.
Parameter 
Ohne Inhibitor  Mit Inhibitor
Ecorr (V) aus der linearen Regression  -0,479  -0,392 
Eccor (V)  aus der Korrosionsanalyse 
-0,482  -0,396 
RP (𝛺) aus der linearen Regression  42,62  135,96 
RP (𝛺) aus der Korrosionsanalyse 
43,32  136,39 
Korrosionsrate (mm Jahr−1) aus der Korrosionsanalyse 
0,25  0,065 

Die Tatsache, dass der mittels Korrosionsanalyse berechnete Wert des Rp nahe an dem Wert liegt, der mittels linearer Regression anhand der LP berechneten wurde, ist ein zusätzlicher Hinweis darauf, dass die berechneten Korrosionsparameter gültig sind. Es wird deutlich, dass die Korrosionsrate des Materials im Elektrolyten mit dem Inhibitor (0,065 mm Jahr −1 ) viel niedriger ist als die unter den gleichen Bedingungen im Elektrolyten ohne Inhibitor gemessene Korrosionsrate (0,25 mm Jahr −1).

Nach der ASTM-Norm G185 kann die Wirksamkeit des Inhibitors mit der folgenden Gleichung berechnet werden:

Dabei ist CRno inhib (mm Jahr1) die Korrosionsrate, die ohne Inhibitor berechnet wurde, und CRinhib (mm Jahr1) die Korrosionsrate, die bei Vorhandensein des Inhibitors berechnet wurde.

Unter Verwendung der Korrosionsraten aus der Korrosionsanalyse (Tabelle 1) wird die Effizienz des Inhibitors mit 74 % berechnet.

In dieser Application Note wird eine gängige Anwendung der rotierenden Zylinderelektrode auf dem Gebiet der industriellen und akademischen Korrosionsforschung beschrieben. Es wurden zwei Elektrolyte verwendet, von denen einer einen Korrosionsinhibitor auf Tryptamin-Basis enthielt. Lineare Polarisationsexperimente wurden bei einer Rotationsgeschwindigkeit von 500 U/min durchgeführt, was einer Fließgeschwindigkeit von 𝑣RCE = 82,3 cm s−1 (2,7 ft s−1) in einem Rohr mit Schedule 40 und einem Innendurchmesser von 30,32 cm (12′′) entspricht. Die Wirkung des Inhibitors wurde durch visuelle Beobachtung, lineare Regression und Korrosionsanalyse anhand der Daten der linearen Polarisation bewertet.

Zum Schluss wurde die Effizienz des Inhibitors berechnet, die zeigt, dass die Korrosionsrate bei Vorhandensein des Inhibitors um 74 % niedriger ist als beim Fehlen des Inhibitors.

  1. ASTM G185-06(2016), Standard Practice for Evaluating and Qualifying Oil Field and Refinery Corrosion Inhibitors Using the Rotating Cylinder Electrode, ASTM International, West Conshohocken, PA, 2016, www.astm.org
  2. Metrohm Autolab White Paper: Corrosion Best Practice. Creating Pipe-flow Conditions Using a Rotation Cylinder Electrode”.
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